Besuch im Heimathaus
An einem sonnigen Dienstagmorgen besuchte mich eine Familie im Heimathaus. Normalerweise nichts Ungewöhnliches, ich bekomme oft Gäste, die sich das Haus von innen einmal anschauen wollen. Doch Enrico Brumby hatte ein besonderes Anliegen.
Der 44- jährige wollte seiner Familie zeigen, an welchem Projekt er vor 23 Jahren als junger Dachdeckerlehrling mitgewirkt hat. Und so begann er zu berichten.
Es war im Jahre 2000, als er und vier weitere Kollegen, begleitet von seinem Berufsschullehrer aus Aschersleben, nach Rotenburg sich aufmachten, um in einem Berufsschulprojekt ein Bauvorhaben auf dem Heimathausgelände umzusetzen. Mit von der Partie waren schwedische Maurerlehrlinge und hiesige Rotenburger Zimmererlehrlinge. Es sollte ein Wagenschauer errichtet werden.
Eine Woche dauerte es, den Wagenschauer „händisch“ aufzubauen, berichtet Enrico Brumby. „Jede Dachziegel habe ich einzeln nach oben geschafft“, erklärt er stolz vor dem Schauer, der von uns umgangssprachlich „Remise“ genannt wird. Der Austausch mit den anderen Lehrlingen war interessant, mit den schwedischen kommunizierte man mit „Händen und Füßen“. „Ein tolles Projekt, ich wollte es unbedingt in unserem Urlaub meiner Familie zeigen“
Es hat mich fasziniert, mit welcher Begeisterung und Leidenschaft Herr Brumby berichtete. Auch leuchteten seine Augen, als er von seinem Berufsschullehrer erzählte, der diesen Austausch überhaupt erst möglich gemacht hat. „Das war ein richtig toller Lehrer“, so Herr Brumby und ich fühlte mich sofort an „Das fliegende Klassenzimmer“ mit dem Lehrer Johannes Bökh erinnert.
Wie schön, wenn junge Menschen solche Leitfiguren in ihrem Leben kennenlernen.
Ich bin Herrn Brumby richtig dankbar. Nun gibt es einen weiteren Baustein rund um die verschiedenen Geschichten der Gebäude am Heimathaus. Wenn dann so leidenschaftlich und mit Freude erfüllt von einem Projekt berichtet wird, ergibt sich eine ganz besondere Energie.
Die schwingt jetzt für mich mit, wenn ich am Wagenschauer vorbei Richtung Rotenburgs Innenstadt gehe – vielleicht überträgt sie sich auch auf Sie! Bei Ihrem nächsten Besuch am Heimathaus.
Angelika Pütz